Saron-Hypothek: Diese Tipps sollten Sie kennen

Raiffeisen, die Grossbanken, Online-Anbieter, viele Kantonalbanken usw. haben neu Saron-Hypotheken lanciert. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum neusten Finanzierungsprodukt im Schweizer Hypothekarmarkt.

 


Jürg Zulliger

Wer den Begriff «Saron» zum ersten Mal hört, ist wohl bald einmal am Ende seines Lateins. Eine bekannte Figur aus der Märchenwelt oder aus einem berühmten Roman? Ein neu entdeckter ferner Planet oder ein chemischer Kampfstoff (Sarin)?

In Tat und Wahrheit handelt es sich beim Saron um einen Geldmarktzins, der in der Wirtschaft und Bankenwelt rasch an Bedeutung gewinnt. Der Saron wurde als neuer Referenzzins für den hiesigen Währungsraum ausgewählt. Ab Ende 2021 werden Geschäfte im Wert von geschätzt 6000 Milliarden Franken an den Saron gekoppelt sein. Darunter sind diverse Zins- und Finanzprodukte, Obligationen, Kredite und eben auch Hypotheken.

Saron: Der neue Referenzzins

Die Saron-Hypothek ersetzt in der Schweiz die bisherigen Libor-Hypotheken. Seit den 1980er-Jahren war der Libor ein bedeutender Referenzzinssatz. Manipulationen und falsche Angaben von Banken haben den Libor allerdings in Verruf gebracht. So kommt es, dass der bisherige Referenzzinssatz eben durch den Saron ersetzt werden soll. Der Saron ist etwas vereinfacht gesagt ein wichtiger Indikator für tagesaktuelle Zinsen im Markt. Bei dessen Berechnung stützt man sich auf tatsächliche Geschäfte unter Banken. Das wird das Risiko für Manipulationen deutlich senken.

Dass der Libor Ende 2021 durch den Saron ersetzt wird, ist längst beschlossene Sache. Damit werden aber auch alle Finanzierungen, die sich bisher auf den Libor stützten, durch das neue Modell ersetzt. Viele Schweizer Banken bieten schon jetzt für neue Geschäfte nach einem variablen Zinsmodell nur noch Saron-Hypotheken an.

Saron: Der wesentliche Unterschied zur Festhypothek

Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, nimmt in der Regel die Hypothek einer Bank auf. Rund 80 bis 85 Prozent der privaten Kunden entscheiden sich für eine sichere Festhypothek. Bei diesem beliebten Produkt ist der Zins für die ganze Vertragsdauer «fix». Der Vorteil: Die Kunden wissen verbindlich, wie hoch ihre Zinsbelastung für die nächsten Jahre sein wird. Mit der Festhypothek sind sie gegen einen Anstieg der Zinsen geschützt – jedenfalls solange der Vertrag läuft.

Andere Spielregeln gelten für variable Hypotheken ohne feste Laufzeit und ohne garantierten Zins. Bei Libor-Hypotheken respektive jetzt neu Saron-Hypotheken wird der Zins periodisch den aktuellen Konditionen auf dem Markt angepasst.

Saron-Hypothek: Wie kommt der Zins zustande?

Doch was unterscheidet nun das eine Produkt vom anderen? Libor-Hypotheken wurden meist auf der Basis des 3-Monats- oder 6-Monats-Libors festgelegt. Der Zinssatz zu Beginn jeder Periode ist bekannt, und auch die Berechnung ist transparent und einfach. Beim Saron handelt es sich hingegen um einen täglich neu ermittelten Tageszins (Swiss Average Overnight Rate).

Komplex wird das ganze erst recht, weil sich die Schweizer Banken mit den Saron-Hypotheken für unterschiedliche Berechnungsmethoden entschieden haben. Für eine bestimmte Zeitperiode von zum Beispiel 90 Tagen errechnet sich der Kundenzins aus einer komplizierten Zinseszinsrechnung.

Experten wie Florian Schubiger von VermögensPartner bedauern, dass sich nicht eine einheitliche Berechnungsmethode durchgesetzt hat. Grundsätzlich findet er die neuen Produkte aber interessant. «Solange sowohl Libor als auch Saron in der Schweiz im negativen Bereich verharren, spielt für die Kunden die Berechnungsmethode eigentlich auch keine grosse Rolle», so der Experte.

Der Zins, welcher dem Kunden verrechnet wird, setzt sich bekanntlich aus dem Referenzzins zuzüglich einer individuellen Kundenmarge zusammen. Liegt der Referenzzins im negativen Bereich wie jetzt, nimmt die Bank einen Zins von 0 Prozent als Ausgangspunkt. Der Kunde zahlt im aktuellen Tiefzinsumfeld de facto lediglich die Marge, die die Bank kalkuliert, zum Beispiel 0,6 Prozent. Die Marge kann höchst unterschiedlich sein. Sie richtet sich nach dem Objekt, der Höhe des Kredits und der Bonität des Kunden.

Worauf ist beim Abschluss einer Saron-Hypothek zu achten?

Obwohl es sich per Definition um ein kurzfristig finanziertes Produkt handelt, sind Kreditverträge mit mehrjährigen Laufzeiten üblich. Das heisst: Der Kunde ist nicht nach jeder Abrechnungsperiode frei, die Hypothek aufzulösen oder die Bank zu wechseln. Wer sich für eine Saron-Hypothek entscheidet, sollte daher die Vertragsdauer und auch die vertraglichen Bestimmungen sorgfältig lesen. Eine eher kürzere vertraglicher Bindung liegt natürlich im Interesse des Kunden. Bei einem Vergleich verschiedener Angebote werden die meisten natürlich auf einen möglichst günstigen Zins achten. Branchenüblich war es bisher, dass die Banken diese Hypotheken mit einer gewissen Flexibilität angeboten haben. Der Kunde kann zwar nicht jederzeit zur Konkurrenz wechseln. In der Regel bieten die Banken aber einen kostenlosen, jederzeitigen Wechsel in eine Festhypothek an (immer am Ende einer Abrechnungsperiode).

Für wen eignen sich Saron-Hypotheken?

Mit Saron-Hypotheken ist keine längerfristige Zinsabsicherung wie bei Festhypotheken verbunden. Dieses Produkt ist deshalb vor allem dann angezeigt, wenn der Kunde mit anhaltend tiefen oder sogar noch fallenden Zinsen rechnet. Prognosen sind immer schwierig, aber die meisten Experten gehen davon aus, dass wir vorläufig weiter tiefe Zinsen haben werden. Dies ist ein wichtiges Pro-Argument zugunsten von Saron-Hypotheken. Kommt dazu: Die Produkte sind generell flexibler als Festhypotheken. Wer zum Beispiel an der Finanzierung etwas ändern oder aussordentliche Amortisationen leisten will, ist damit besser bedient

Weil die Produkte nicht ganz einfach sind, und sich das Zinsumfeld auch rasch verändern kann, sollte der Kunde die Entwicklung auf dem Geldmarkt und bei den Zinsen genauer verfolgen. Falls die Zinsen doch einmal steigen, sollte man rechtzeitig umdisponieren und die Strategie überdenken. Weil der Zins – anders als bei Festhypotheken – nach oben nicht abgesichert wird, ist ein gewisses Finanzpolster als eiserne Reserve von Vorteil. Wer sich für eine Saron-Hypothek entscheidet, sollte die entsprechende Risikofähigkeit und die Risikobereitschaft mitbringen. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat sich dies in der Regel auch bezahlt gemacht. Fazit: Kurzfristig kann es zu Schwankungen kommen, aber auf Dauer profitiert der Kunde von tiefen Zinskosten.

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