Stromsparen: So senkst du deine Stromrechnung nachhaltig

05.01.2023

Im Jahr 2023 steigen in fast allen Schweizer Gemeinden die Strompreise – in Extremfällen um bis zu 284 Prozent. Mit einfachen Massnahmen kannst du deinen Energieverbrauch und deine Stromrechnung senken. Mit Sparbemühungen hilfst du mit, in der Schweiz einen Strommangel zu vermeiden.

Stromsparen: So senkst du deine Stromrechnung nachhaltig

Von Bernhard Bircher-Suits

Die Schweizer Energiestrategie 2050 sieht vor, den Stromverbrauch in der Schweiz pro Kopf bis ins Jahr 2035 um 13 Prozent gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2000 zu senken. Zum Sparziel beitragen können wir alle. Privathaushalte sind für rund einen Drittel des Schweizer Stromverbrauchs verantwortlich. Gut zu wissen: In der Schweiz entscheidet dein Wohnort über die Höhe deiner Stromrechnung. Der Grund: Privathaushalte und Kleinbetriebe sind gesetzlich an den Stromtarif des regionalen Energieversorgers gebunden. Sie haben keine Wahlmöglichkeit.

Wahlfreiheit beim Netzanbieter ist noch Zukunftsmusik

Seit dem Jahr 2009 können zumindest Grossverbraucher ab 100’000 Kilowattstunden pro Jahr ihren Stromlieferanten selbst auswählen. Nach dem Willen des Bundesrats sollen künftig auch Privathaushalte und Kleinbetriebe ihren Stromanbieter frei wählen können. Doch das ist noch Zukunftsmusik: Solange der Schweizer Strommarkt nicht geöffnet wird, können Haushalte und Kleinfirmen ihren Elektrizitäts-Anbieter nicht aus den 625 Schweizer Netzbetreibern auswählen. Steigende Strompreise müssen sie daher bis auf weiteres ohne Wechselmöglichkeit hinnehmen.

Ukraine-Krieg und Gasmangel treiben die Strompreise in die Höhe

Je nach Wohnort steigen im Jahr 2023 die Strompreise massiv. Hauptgrund für die Kostenexplosion beim Strom sind die höheren Preise für die Strombeschaffung am europäischen Markt wegen des Ukraine-Krieges und der Verknappung von Gas zur Stromerzeugung. Auch die stark gestiegenen Kohlepreise, die hohen CO2-Preise sowie die unterdurchschnittliche Produktionsfähigkeit der französischen Kernkraftwerke wirken preistreibend. Vor allem Elektrizitätsunternehmen, die ihren Strom auf dem europäischen Markt einkaufen und nur wenig Strom selbst produzieren, müssen ihre Stromtarife daher erhöhen.

So erfährst du den Stromtarif für deine Wohngemeinde

Wie sich der Stromtarif in deiner Wohngemeinde im Jahr 2023 verändert, erfährst du auf der ELCOM-Website. Mit der Angabe der Postleitzahl deiner Wohngemeinde erfährst du die geltenden Preise. Den aktuellen Tarif kannst du mit wenigen Mausklicks mit den Vorjahren vergleichen. Für deine Rechnung entscheidend ist auch, welches Stromprodukt du konkret abonniert hast.

20 Prozent höhere Stromkosten in Bern

Ein Beispiel: Energie Wasser Bern (EWB) erhöht die Stromkosten für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4’500 Kilowattstunden im Standardprodukt um rund 20 Prozent. Im Nachbarort Muri bei Bern steigt der Preis hingegen nur um rund ein Prozent. Doch der Preisaufschlag in Bern ist geradezu bescheiden im Vergleich zur Aargauer Gemeinde Oberlunkhofen. Hier steigt der Strompreis um happige 284 Prozent. Wer bislang 1’000 Franken für den Strom bezahlte, muss im Jahr 2023 3’840 Franken auf den Tisch blättern. 

Elektrizitätswerke mit hoher Eigenproduktion erhöhen Strompreise kaum

Auch das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) erhöht die Stromtarife, aber «nur» um rund vier Prozent. Ein 2-Zimmer-Haushalt, der das Standardprodukt ewz.natur oder ewz.econatur bezieht, muss im Jahr 2023 mit 16 Franken Mehrkosten gegenüber dem Vorjahr rechnen. Der Grund für den bescheidenen Aufschlag: Das EWZ erzeugt ihren Strom zum Grossteil selbst.

Durchschnittlicher Haushalt zahlt 27 Prozent mehr für Strom 

Laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ELCOM) bezahlt ein typischer Schweizer Haushalt im Jahr 2023 27 Rappen pro Kilowattstunde. Das sind 5.8 Rappen pro Kilowattstunde mehr als im Vorjahr – ein Plus von 27 Prozent. Auf ein Jahr gerechnet entspricht dies einer Stromrechnung von 1’215 Franken bzw. einer Zunahme um 261 Franken. Doch nicht für alle Haushalte sind die gestiegenen Strompreise sofort im Portemonnaie spürbar: Die Ausgaben für das Heizen und das Warmwasser bilden den grössten Bestandteil der Mietnebenkosten. Für diese gilt mehrheitlich eine Abrechnungsperiode von Juli bis Juni des Folgejahres. Die gestiegenen Energiepreise werden daher vor allem nach der Jahresmitte 2023 spürbare Auswirkungen bei den Verbraucher*innen haben. Dann erhält ein Grossteil der Miethaushalte die Nebenkostenabrechnung. Wohneigentümer erhalten die Stromrechnung teils monatlich oder quartalsweise.

Jeder Haushalt kann Energie sparen

Der Bundesrat hat viele Massnahmen getroffen, um die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz zu stärken: Wasserkraftreserven, Reservekraftwerke oder die Spannungserhöhung des Übertragungsnetzes. Auch die laufende Energiesparkampagne sowie die Teilnahme der Wirtschaft an der Energiespar-Alliance und die damit verbundene Verpflichtung zum freiwilligen Sparen tragen ihren Teil dazu bei, um eine Strommangellage zu vermeiden. Mietparteien können die Entwicklung der Energiepreise zwar nicht beeinflussen. Aber jeder Haushalt hat die Möglichkeit, Energie zu sparen. Dies ist besonders dort der Fall, wo eine verbrauchsabhängige Energie- und Wasserkostenabrechnung (VEWA) zur Anwendung kommt. Grundsätzlich zahlt sich ein geringerer Energieverbrauch bei allen Abrechnungsmodellen aus.

Spartipp Nr. 1: In günstigeren Stromtarif wechseln

Doch wie kannst du trotz steigender Stromtarife deine Elektrizitätskosten senken? Wohneigentümer*innen können zwar ihren Stromversorger nicht wählen, aber dafür ihr Stromprodukt. Das aktuell benutzte Stromprodukt kann man in der Regel unter Einhaltung einer Kündigungsfrist wechseln. Ein Beispiel: Ein Vierzimmer-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4’500 Kilowattstunden (38% Nutzung im Hochtarif) zahlt beim EWZ mit dem Produkt «Pro Natur» 926 Franken im Jahr. Wechselt dieser Haushalt zum EWZ-Tarif «Econatur» sind es gemäss EWZ-Stromkostenrechner nur noch 877 Franken. Ersparnis: 49 Franken im Jahr. Die Schattenseite dieser Sparmassnahme: Ein Wechsel auf ein günstigeres Stromprodukt heisst meist auch ein tieferer ökologischer Wert. Gut zu wissen: Verfügt eine Mietwohnung über einen eigenen Stromzähler, können auch Mieterinnen und Mieter das gewünschte Stromprodukt frei wählen.

Spartipp Nr. 2 Verstärkt Niedertarif nutzen

Mit Nachtstrom bzw. Strom zum «Niedertarif» sparen alle Haushalte Stromkosten. Energie und Strom werden dabei nicht weniger verbraucht. Die meisten Stromversorger bieten einen Hoch- und einen Niedertarif an. Es lohnt sich darum, den Zeitpunkt, wann ein Gerät eingeschaltet werden soll, bewusst zu wählen. So zahlen Privathaushalte beim Stromanbieter EKZ zum Beispiel im Hochtarif (Mixstrom + EKZ Netz 400) 23,66 Rappen pro Kilowattstunde, im Niedertarif nur 19,35 Rappen Einsparung pro Kilowattstunde: Immerhin 4.31 Rappen Unterschied. 

Spartipp Nr. 3: Raumtemperatur reduzieren

Das Heizen benötigt im Haushalt rund zwei Drittel aller Energie. Die optimale Temperatur unterscheidet sich je nach Zimmer. In wenig benutzten Räumen wie dem Gang oder dem Schlafzimmer genügen beispielsweise 18 Grad. Reduzierst du die Raumtemperatur um 1 Grad Celsius, spart du bis zu zehn Prozent Heizenergie. Wer zum Beispiel umweltfreundlich mit einer Wärmepumpe oder wenig effizient ganz elektrisch heizt, spart so umgehend viel Strom. Mehr Heiztipps erfährst du hier.

Spartipp Nr. 4: Duschen statt Baden reduziert Stromverbrauch

Rund ein Sechstel der verbrauchten Energie in einem durchschnittlichen Haushalt wird für die Warmwasserproduktion eingesetzt. Wer nur kurz und nicht allzu heiss duscht, spart daher viel Warmwasser und Aufheizenergie. Eine Wassertemperatur um 37°C ist für den Körper und fürs Energiesparen ideal. Insbesondere durch den Ersatz von ineffizienten Elektroboilern lässt sich die Energieeffizienz im Bereich Warmwassererhitzung deutlich erhöhen. Mit thermischen Sonnenkollektoren und Wärmepumpen-Boilern gibt es stromsparende Alternativen.

Spartipp Nr 5: Energieetikette beachten

Achte beim (Neu-)Kauf auf effiziente Geräte mit der jeweils höchsten Energieklasse, um Energie und Geld zu sparen. Schalte Geräte mit Hilfe einer Stromleiste ganz aus und lasse sie nicht im Standby-Modus.

Spartipp Nr 6: Waschen mit tiefen Temperaturen

Wasche deine Wäsche mit möglichst niedriger Temperatur und nutze Sparprogramme.

Weitere Websites mit nützlichen Spartipps

Marianne Zuend, Sprecherin des Schweizer Bundesamts für Energie, empfiehlt Sparwilligen zudem folgende Energiespar-Websites zur zusätzlichen Lektüre: