Nachhaltig bauen: Der Schlüssel zu einer grüneren Zukunft

27.07.2023

Der Schutz unserer Umwelt ist aktueller denn je. Dadurch gewinnen klimafreundliche Konzepte wie das nachhaltige Bauen immer mehr an Bedeutung. Aber was genau bedeutet eigentlich "nachhaltig bauen"? Wir erklären es dir.

Nachhaltig bauen: Der Schlüssel zu einer grüneren Zukunft

Bernhard Bircher-Suits

Beim nachhaltigen Bauen geht es grundsätzlich darum, Gebäude zu planen, zu bauen und zu betreiben, die sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Menschen, die darin leben und arbeiten, respektieren und schützen.

In diesem Artikel zeigen wir dir einige der wichtigsten Aspekte des nachhaltigen Bauens und erläutern, warum es so wichtig ist, dass wir unsere gebaute Umwelt so gestalten, dass sie im Einklang mit unserer natürlichen Umwelt steht.

Wie ökologische Bauweise unseren Planeten schützen kann

Das Bauwesen ist ein enormer Verbraucher von Energie und Materialressourcen. Es ist bekannt, dass nahezu 45 Prozent des globalen Energieverbrauchs in die Errichtung und den Betrieb von Gebäuden fliesst, während der Materialverbrauch ebenfalls auf ein erstaunliches Niveau von 40 Prozent klettert. Vor diesem Hintergrund wird die Relevanz des nachhaltigen Bauens deutlich.

Die Auswirkungen dieses hohen Verbrauchs auf unsere Umwelt und unser Klima sind beträchtlich. Die fortwährende Produktion und Nutzung von Baustoffen führen zu erheblichen Treibhausgasemissionen und einem massiven Ressourcenverbrauch.

Durch den Einsatz energieeffizienter Technologien und ressourcenschonender Materialien kann der Energie- und Ressourcenverbrauch in der Baubranche erheblich reduziert werden. Das ist gut für die Umwelt und kann ebenfalls zu Kosteneinsparungen führen, da Gebäude mit geringerem Energieverbrauch tendenziell auch geringere Betriebskosten haben.

Aber nach welchen Kriterien wird eine ökologische Bauweise überhaupt bewertet?

Die Grundpfeiler des nachhaltigen Bauens

Die Grundpfeiler des nachhaltigen Bauens berücksichtigen eine Reihe von Aspekten, die zusammenwirken, um Gebäude effizienter, umweltfreundlicher und lebenswerter zu machen. Hier sind einige der wichtigsten Elemente, die wir beim nachhaltigen Bauen beachten müssen:

  • Standort: Bei der Planung eines nachhaltigen Gebäudes ist der Standort entscheidend. Ein idealer Standort ist gut an den öffentlichen Verkehr angebunden, nutzt vorhandene Infrastrukturen und minimiert die Notwendigkeit von Autoverkehr. Darüber hinaus sollte der Standort die Nutzung natürlicher Ressourcen maximieren, beispielsweise durch optimale Sonneneinstrahlung für natürliche Beleuchtung und Solarenergie.
  • Ergonomie: Nachhaltige Gebäude sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch komfortabel und gesund für ihre Nutzer:innen. Dies bedeutet, dass sie eine gute Innenraumluftqualität, ausreichend Tageslicht und eine angenehme Akustik aufweisen. Sie sind zudem barrierefrei gestaltet und berücksichtigen die Bedürfnisse aller Nutzergruppen.
  • Baumaterialien: Nachhaltige Baumaterialien sind solche, die eine geringe Umweltauswirkung haben. Sei es durch eine effiziente Produktion, lange Lebensdauer oder Recyclingfähigkeit. Sie sollten auch frei von Schadstoffen sein, die die Gesundheit der Nutzer:innen oder die Umwelt beeinträchtigen können.
  • Bauweise: Nachhaltige Bauweisen zielen darauf ab, die Energieeffizienz und die Langlebigkeit des Gebäudes zu maximieren. Dies kann durch die Verwendung von Techniken wie der Passivhaus-Bauweise, erneuerbaren Energien und der Einbeziehung von Energieeffizienzmassnahmen in die Gebäudeplanung erreicht werden.

Standards und Labels für nachhaltiges Bauen

Eine grosse Orientierungshilfe beim Thema nachhaltig Bauen sind Standards und Labels. Diese machen die Nachhaltigkeit von Gebäuden mess- und vergleichbar. In der Schweiz gibt es zahlreiche Beispiele dafür. Das wohl bekannteste ist das Qualitätssiegel von Minergie. Minergie steht für einen hohen Wohnkomfort bei gleichzeitig niedrigem Energieverbrauch.

Es gibt drei verschiedene Minergie-Standards:

  1. Minergie: Dieser Standard erfordert eine effiziente Gebäudehülle und die kontinuierliche Erneuerung der Luft. Der Energieverbrauch ist deutlich niedriger als bei herkömmlichen Gebäuden.
  2. Minergie-P: Dieser Standard ist strenger als der Minergie-Standard, das heisst, das Gebäude muss maximal energieeffizient sein. Das P im Namen steht für "Passivhaus", da dieses Gebäude so konzipiert sind, dass sie kaum noch aktive Heizsysteme benötigen.
  3. Minergie-A: Dies ist der strengste Standard. Gebäude, die nach diesem Standard gebaut oder renoviert wurden, produzieren genauso viel oder sogar mehr Energie, als sie verbrauchen - es hat also eine positive Energiebilanz. Typischerweise wird diese durch erneuerbare Quellen wie Solarenergie erreicht. Das A steht dabei für "autark".

Um eine Minergie-Zertifizierung zu erhalten, müssen Bauherr:innen und Architekt:innen eine Reihe von technischen Anforderungen erfüllen und ihre Einhaltung durch unabhängige Fachpersonen überprüfen lassen. Die genauen Anforderungen unterscheiden sich je nach Standard und Gebäudetyp.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Graue Energie und Recycling im Bauwesen

In der Diskussion um nachhaltiges Bauen spielt der Begriff "graue Energie" eine zentrale Rolle. Dabei geht es um die Energie, die für die Herstellung, den Transport, die Verarbeitung  und schliesslich die Entsorgung von Baustoffen aufgewendet wird. Um ein Gebäude wirklich nachhaltig zu gestalten, ist es zentral, diese graue Energie zu reduzieren. 

Die graue Energie wird in Megajoule beziehungsweise Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gemessen. Dieser Wert ist in verschiedenen Qualitätssiegeln für energieeffiziente Neubauten ein zentrales Kriterium.

Der Verbrauch von grauer Energie kann z.B. reduziert werden, indem man Baumaterialien verwendet, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen oder recycelt werden können. Recyclingbeton ist hier ein gutes Beispiel: Er reduziert den Bedarf an neuen Ressourcen und minimiert die Energie, die für die Herstellung und Verarbeitung von neuem Beton aufgewendet werden muss.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Baumaterialien zu wählen, die lokal verfügbar sind. So braucht es weniger Energie für deren Transport. Zudem ist es sinnvoll, auf langlebige und wartungsarme Baumaterialien zurückzugreifen. Das Gebäude braucht dann in Zukunft weniger Energie und Ressourcen für allfällige Reparaturen.

Fazit

Nachhaltiges Bauen ist weit mehr als nur ein Modetrend. Die Reduzierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs im Bauwesen ist ein bedeutender Schritt in die Richtung einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Zukunft.

Mit zunehmendem Bewusstsein für die Bedeutung des nachhaltigen Bauens entwickeln sich auch die Technologien und Materialien ständig weiter. Labels wie Minergie helfen dabei, den Fortschritt in diesem Bereich zu messen und zu fördern.

Das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz ist bei diesem Thema ein zentraler Ansprechpartner und bietet verschiedene Hilfsmittel und Werkzeuge an.