Energetische Sanierung: So profitierst du von Fördergeldern

Energetische Sanierung: So profitierst du von Fördergeldern

01.09.2023

Bund, Kantone und Gemeinden fördern energetische Sanierungen von Gebäuden, um den klimaschädlichen CO2-Ausstoss zu reduzieren. Wir zeigen dir, wie du bei einer energetischen Sanierung vorgehen solltest und von welchen Fördergeldern du profitieren kannst.

Energetische Sanierung: So profitierst du von Fördergeldern

Bernhard Bircher-Suits

Immobilien verursachen in der Schweiz rund einen Viertel aller klimaschädlichen CO2-Emissionen. Gemäss dem Bundesamt für Energie existieren hierzulande über eine Million energetisch sanierungsbedürftige Gebäude. Eine energetische Sanierung lohnt sich für Gebäude-Eigentümer:innen gleich mehrfach: Mit der energetischen Optimierung von Gebäudehülle und Fenstern sowie dem Einsatz von erneuerbaren Energien sinken deine Energiekosten und die CO2-Emissionen deiner Immobilie. Weitere tolle Nebeneffekte: Dein Wohnkomfort und der Gebäudewert steigen und du tust auch noch etwas fürs Klima und dein Gewissen. Der Haken dabei: Umfassende energetische Sanierungen kosten rasch mehrere hunderttausend Franken. 

Zwei Milliarden Franken Subventionen für den Heizungsersatz

Die gute Nachricht: Wer Liegenschaften energetisch saniert, erhält Fördergelder aus dem Gebäudeprogramm des Bundes und aus kantonalen Förderprogrammen. Je nach Wohnort profitierst du auch von kostenlosen Beratungs- und Förderprogrammen auf Gemeindestufe. Und die Fördertöpfe sind prall gefüllt: Allein im Jahr 2021 hat das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen rund 361 Millionen Franken Fördermittel ausbezahlt. Das Gebäudeprogramm fördert zum Beispiel bauliche Massnahmen wie

  • die Wärmedämmung der Gebäudehülle.
  • den Ersatz fossiler oder konventionell-elektrischer Heizungen durch Heizsysteme mit erneuerbaren Energien oder durch den Anschluss an ein Wärmenetz.
  • umfassende energetische Sanierungen oder Sanierungen in grösseren Etappen sowie Neubauten im Minergie-P Standard.

Die Kantone legen individuell fest, welche Massnahmen sie zu welchen Bedingungen fördern. Die Basis dafür bildet das harmonisierte Fördermodell der Kantone (HFM 2015). Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) hilft dir bei der vorausschauenden Planung deines Sanierungsprojekts und ist teilweise auch Bedingung für den Erhalt von Förderbeiträgen.

Gut zu wissen: Durch die Annahme des neuen Klima- und Innovationsgesetzes wird ab 2025 zusätzlich ein Impulsprogramm für die kommenden 10 Jahre aufgelegt. Das Gesetz ermöglicht es, weitere Massnahmen umzusetzen und zu finanzieren. Beispiele sind der Ersatz von ortsfesten elektrischen Widerstandsheizungen oder fossilbetriebenen Heizungen im mittleren und höheren Leistungsbereich sowie Energieeffizienzmassnahmen. Das Ziel: Die Schweiz soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Der Bund will den Ersatz von Öl-, Gas- und Elektroheizungen mit klimaschonenden Heizungen zwei Milliarden Franken unterstützen. Von diesen zusätzlichen Fördergeldern gilt es als Hausbesitzer:in in Zukunft zu profitieren.

Wo finde ich eine Übersicht der Angebote und Fördermittel?

Alle Programme von Bund, Kantonen, Städten, Gemeinden und regionalen Energieversorgern sind in der Datenbank des Energie Franken per Postleitzahl und wenigen Mausklicks abrufbar. So findest du zum Beispiel rasch heraus, dass die städtische Energieberatung in Zürich kostenlose oder stark vergünstigte Energieberatungen anbietet. Diese umfassen den Heizungsersatz, die Gebäudesanierung sowie Solaranlagen und reichen von der Erstberatung bis hin zur Umsetzungsbegleitung.

Braucht meine Immobilie eine energetische Sanierung?

Eine einfache Ist-Analyse zeigt dir, ob eine energetische Sanierung deiner Immobilie dringend angezeigt ist, oder ob du noch einige Jahre zuwarten kannst. 

Beantworte für dich Fragen wie: 

  • Ist mein Gebäude älter als 40 Jahre? 
  • Wärme ich das Gebäude und Wasser noch mit fossiler Energie wie Gas oder Heizöl? 
  • Sind der Dachstock und der Keller gut gedämmt oder zieht es im Haus durch alle Ritzen?
  • Sind die Fenster älter als 40 Jahre und weisen nur eine Einfachverglasung auf? 

Prüfe auch, wie hoch deine effektiven Kosten für die Produktion von Warmwasser und Wärme im Haus sind. Deine Kosten kannst du auch mit einem energetisch bereits sanierten, ähnlichen Gebäude vergleichen. Nutze dazu den Heizkostenrechner von Erneuerbarheizen, ein Programm von Energie Schweiz bzw. des Bundes. 

Bei Bedarf Fachperson beiziehen

Falls du zum Schluss kommst, dass eine energetische Sanierung sinnvoll sein könnte, solltest du zur Klärung und Planung weiterer Schritte eine Fachperson wie zum Beispiel ein GEAK-Profi oder eine Architektin bzw. einen Architekten beiziehen. Für energetisch sanierungsbedürftige Gebäude kann sich die Erstellung eines GEAK-Bericht lohnen. Ein:e zertifizierte:r GEAK-Expert:in prüft deine Immobilie vor Ort innert wenigen Stunden und liefert dir eine energetische Bewertung deiner Immobilie. Dein Gebäude wird auf einer Skala von A („sehr energieeffizient“) bis G („dringend sanierungsbedürftig“) aufgeführt. Die Fachperson bewertet die Effizienz der Gebäudehülle, den Gesamtenergieverbrauch und die direkten CO2-Emissionen. Mit einem teureren „GEAK Plus“ erhältst du auch erste konkrete Empfehlungen zu energietechnischen Massnahmen und Kostenschätzungen.

Unser Tipp: In den meisten Kantonen werden für die Erstellung eines GEAK Plus Berichts Fördergelder gesprochen. Es gibt auch Banken, die sich an den Kosten solcher Berichte beteiligen, sofern man bei dieser Bank eine Hypothek aufnimmt.

Darum brauchst du eine Machbarkeitsstudie

Nachdem du den Ist-Zustand deiner Immobilie ermittelt hast, ist es an der Zeit, eine Machbarkeitsstudie für die energetische Sanierung zu erstellen. Die Studie erläutert und prüft die wirtschaftliche und bautechnische Umsetzbarkeit einer energetischen Sanierung. Banken dient eine solche Machbarkeitsstudie auch zur Abklärung der in Frage kommenden Finanzierungsmöglichkeiten.

Gutes Preisleistungsverhältnis bei neuen Heizungssystemen 

Wichtig zu wissen: Der Grossteil einer energetischen Sanierung zielt auf das Heizungssystem ab. Der Einbau einer neuen Heizung bringt je nach System laut Energieheld ein Kosteneinsparpotenzial von 10 bis 30 Prozent. Es gibt verschiedene Arten von erneuerbaren Heizungsystemen: Wärmepumpen, Pelletheizungen, Hackschnitzelheizungen und Holzheizungen zählen dazu. Für sie gibt es in der Regel auch Fördergelder. Für neue Öl- und Gasheizungen erhältst du hingegen keine finanzielle Unterstützung. Mit dem Heizkostenberechner von Erneuerbarheizen kannst du die jährlichen Kosten der verschiedenen Heizungsarten berechnen. Wärmepumpen sind bei einer langfristigen Betrachtung in der Regel die günstigsten und umweltfreundlichsten Heizlösungen.

Wichtig zu beachten: Wer Fördergelder für den Einbau einer Wärmepumpe erhalten will, muss sein Gesuch in allen Kantonen vor Baubeginn einreichen. Fragen zum Heizungsersatz? Ist deine Heizung älter als 10 Jahre, kannst du kostenlos eine Impulsberatung von Erneuerbarheizen beantragen.

Förderbeiträge für Photovoltaik-Anlagen in Anspruch nehmen

Auch die Installation einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) zur Stromerzeugung wird mit Fördergeldern unterstützt. Ein solche Anlage ergibt Sinn, denn wer privat eine Solaranlage erstellt, erhöht damit den Wert seiner Liegenschaft und kann zudem seinen eigenen Sonnenstrom produzieren. Die Pronovo AG ist für die Abwicklung der Förderprogramme des Bundes für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen zuständig. Mit einer Einmalvergütung erhalten Anlagenbetreiber:innen von Photovoltaikanlagen einen einmaligen Investitionsbeitrag. Um diesen zu erhalten, musst du dich bei Pronovo anmelden. Privatpersonen können die Investition in eine PV-Anlage auf einer bestehenden Immobilie zudem als Liegenschaftsunterhalt zu 100 Prozent vom steuerbaren Einkommen abziehen. Bei Neubauten dürfen die PV-Investitionskosten aber nicht als laufender Liegenschaftsunterhalt abgezogen werden. Dafür können sie beim Verkauf der Liegenschaft als «wertvermehrende Investition» angerechnet werden.

So kommst du an die Fördergelder

Nachdem du von den Baubehörden und deiner Bank grünes Licht für den Bau und die Finanzierung deiner energetischen Sanierung erhalten hast, kannst du oder dein Baupartner bzw. Installateur für dich die Fördergelder für die einzelnen Bauteile bzw. Heizungssysteme beantragen. In einem GEAK-Bericht findest du erste Hinweise zum Vorgehen. Um den Antrag bei deinem Kanton zu stellen, besuchst du die Website des Gebäudeprogramms. Dort siehst du, welche Subventionen in deinem Kanton verfügbar sind, welche Punkte zu beachten sind und wie du vorgehen musst. Frage zur Sicherheit auch bei deiner Gemeinde oder beim regionalen Energieversorger nach. Sie haben allenfalls sogar noch weitere Förderprogramme, von denen du profitieren kannst.